15 Jahre Thing Frankfurt im WWW

Am Mittwoch, den 10.4. 1996, habe ich zusammen mit Markus Halbe auf seinem Studentenaccount an der Uni Frankfurt die erste Thing Frankfurt Seite ins World Wide Web gestellt.

In meinem Tagebuch liest sich das so:

Tagebucheintrag vom 10.4. 1996 der die Einrichtung von Thing Frankfurt im WWW beschreibt.

Bis 1/4 vor 11 im Atelier. Mache noch an meinen Web-Pages weiter. Schreibe aus dem Gedächtnis unsere Konversation vom 29.2.96.

Treffe Markus um 1/2 1 im Café Melange. Er war auch in der Toskana und hat unter der Kälte gelitten. Erzählt mir, daß er mit Hans Romanov eine Demo für Ende Mai vorbereite.

Fahren dann ins Rechenzentrum. Müssen uns diesen Rechner erarbeiten. Es ist vieles erklärt, aber wir müssen manche Leute fragen. Aber schließlich bekommen wir unsere Web-Pages zusammen. (Es hat auch bis 1/2 6 gedauert.)

Fahre dann zu HL und hole mir da eine Dose Chili Con Carne. Dann ins Atelier.

Die Nüchternheit ist nicht überraschend. Es war ein Versuch, von dem wir nicht wussten, wie er ausgehen würde.

1996 hatte das WWW zwar einige Verbreitung erfahren, die Dimension seines späteren Erfolgs war mir/uns aber kaum ersichtlich.

Ich hielt das Internet immer noch für eine Angelegenheit von Insidern und Spezialisten.

Das änderte sich erst um 2001, als ich begriff, daß das Internet von nun an allen offen stehen und von allen genutzt werden würde.

Thing Frankfurt Screenshot 1996 dargestellt in Netscape 4.7

Screenshot 1. Thing Frankfurt Seite. Rekonstruiert mit Netscape 4.7

Die Seite ist auch noch bei Archive.org zu sehen: http://web.archive.org/web/19970617152257/http://www.rz.uni-frankfurt.de/~halbe/the_thing/index.html

Wo steht Thing Frankfurt jetzt

15 Jahre sind eine lange Zeit im Internet. Entsprechend ausführlich müsste die Analyse ausfallen, wo Thing Frankfurt derzeit steht.

Ich will vorerst einen Punkt hervorheben:

Technisch hat die Entwicklung im Netz Thing Frankfurt schon lange überholt. Es ist schlichtweg unmöglich als Projekt dieser Größenordnung mit Facebook & Co mitzuhalten.

Chancen bestehen nur darin, möglichst klug zu partizipieren und die bestehenden Kanäle zu nutzen.

Konzeptioniell gesehen ist es genau umgekehrt. Thing Frankfurt als Kunstprojekt, - im engeren Sinne als Versuch unter Netzbedindungen sich über Kunst auszutauschen und schliesslich auch Kunst gemeinsam zu produzieren -, befindet sich nach wie vor allein auf weiter Flur.

Ich hab schon in den Anfangsjahren gedacht, das wird noch. Die KollegInnen werden schon aufschliessen.

Doch das ist nicht geschehen. Sicherlich, die meisten KünstlerInnen haben jetzt Homepages und agieren auf Facebook. Hier und da gibt es auch Plattformen, die gemeinsame Interessen vertreten.

In den meisten Fällen dient die Internetpräsenz dazu Anliegen und Produktionen zu vertreten, die außerhalb des Netzes stattfinden.

Die Unterschiede mögen letztlich graduell sein, und vielleicht sieht es in 5 Jahren schon ganz anders aus.

Für Thing Frankfurt bleibt unbefriedigend, daß ich nach wie vor rechtfertigen muß, warum es eigentlich da ist. Es ist schrecklich ermüdend, immer wieder bei Null anfangen zu müssen. Als wären eben keine 15 Jahre vergangen.

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