Kunstverein Familie Montez - ein Nachruf

Letzte Veranstaltung bei Familie Montez. Mai 2012. Foto: Tine Nowak
Foto: Tine Nowak

Am Donnerstag, den 24.5. 2012 beschloß mit der Austellung "Ende gut alles gut" nach über 11 Jahren das Projekt Lola Montez/Kunstverein Familie Montez seine Aktivität in der Breiten Gasse 24.

Anfang des Jahres hatte sich doch noch ein Investor gefunden, dem das Gelände einen zweistelligen Millionenbetrag wert war. Überraschend, daß es bei dieser Innenstadtlage so lange gedauert hat. Manchmal ist eine Finanzkrise doch noch zu etwas gut.

Keinem anderen Kunstprojekt der letzten Jahre habe ich soviele Beiträge gewidmet wie Montez. Das lag weniger an meiner Sympathie für seine Arbeit, als am Mangel an Alternativen. In den Jahren seit 2000 waren Offspaces, die das Prädikat "Off" auch verdienten, rar gesät. Auch das ist symptomatisch für Frankfurt und seine Kunst.

Zur finalen Ausstellung am Donnerstag war ich aus persönlichen Gründen verhindert. Eine grundsätzlich andere Beurteilung des Projektes hätte ein letzter Besuch sicherlich nicht bedeutet.

Waren die ersten Jahre (als Lola Montez) noch von einer gewissen Faszination für das spannungsvolle und durchaus paradoxe Zusammentreffen von Kunst und Party geprägt, verfestigte die Rekonfiguration als "Kunstverein" (ab 2007) meine Einschätzung einer Strukturäquivalenz von Offkultur mit Institutionskultur.

Der Kunstverein Familie Montez operierte grundsätzlich entlang dem Kunstverständnis von Galerien und Institutionen.

Alles andere waren schlichtweg Akzidenzien. Namentlich die Atmosphäre. Eine heruntergekommene Industriehalle schmeichelt dem einfältigen Glauben des Publikums (und leider auch den Künstlern) einmal gefahrlos und bloß zu Kosten eines Kaltgetränks "off" sein zu können. Die Kunst wird dabei zur Staffage.

Unterstützt wurde dieses Vorgehen durch den Einbezug jener Vertreter der Institutionen bei Eröffnungsreden, die am wenigsten zu einer Vorstellung von alternativer Kunst in Frankfurt beigetragen hatten. An erster Stelle Kasper König und Jean-Christophe Ammann. Es braucht hier kaum hellseherischer Gabe, um einzusehen, daß Ihre Anwesenheit allein dazu diente, institutionelle Weihen zu erlangen.

Ich habe beim Kunstverein Familie Montez keine sonderliche Neigung zu Devianz oder Resistenz entdecken können, - es sei denn man wollte die Aufdeckung sonderlicher Räume zum Party-machen (etwa im Bahnhofsviertel) darunter zählen.

Die Beziehung von Produktion und Rezeption, von Kunst und Publikum wurde nie durchbrochen oder in Frage gestellt, wie auch jede weitere Programmatik hinsichtlich des eigenen Kunstverständnisses. Mit der einzigen Ausnahme der Sommerateliers 2009, die für kurze Zeit die Produktion selbst in den Raum stellten (statt an die Wand). Dabei bliebs dann auch. Leider.

Zum Abschluß bleibt positiv zu bemerken, dass Mirek Macke, als letzter Leiter dieses denkwürdigen Unternehmens, keinesfalls einen persönlichen Vorteil daraus gezogen hat. Er ist nichts geworden, hat es zu nichts gebracht, sondern ist immer an dem Ort geblieben, für den er gearbeitet hat. Mit den verbliebenen Kunstwerken wird er nun eingemauert in die Konkurs-, Verzeihung, Abrissmasse.

Was hast Du vom Kunstverein Familie Montez mitgenommen? Worin lag für Dich seine Innovation?

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