Wie wärs denn schön?

Bildnis des Künstlers mit der Antwort auf die Frage Wie wärs den schön? Geld, Demokratie und Austausch. April 2012

In allen Angelegenheiten des Dissenses und der Unsicherheit empfiehlt mein geschätzter Lehrer Kurd Alsleben die Frage: "Wie wärs denn schön?"

Deshalb will ich hier aufschreiben, wie ich mir mein Leben als Künstler vorstelle, wie meine Arbeit honoriert werden sollte, und was ich von der Gesellschaft erwarte.

Geld

Ich verstehe meine künstlerische Arbeit weder als Produkt meiner Phantasie, noch als kreative Leistung (à la Richard Florida), sondern als Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragen, wie sie sich aus der Geschichte der Kunst ergeben. (Tod des Autors, Auflösung des Werks, Verlust der Mitte.) Somit als notwendige und unverzichtbare Grundlagenforschung zur Fortentwicklung des Gemeinwesens.

Für diese selbstbeauftragte Forschungstätigkeit zum Nutzen der Gesellschaft will ich, wie andere Forscher und Wissenschaftler auch, angemessen bezahlt werden.

Ein Jahreseinkommen von 30.000 Euro wäre für mich die untere Grenze, die mir den Freiraum gäbe, meiner Aufgabe nachzukommen.

Demokratie

In der Kunst ist Demokratie keineswegs selbstverständlich. Ich stelle mir daher eine Verfasstheit der Kunst vor, die von dem Prinzip geleitet sein möge, daß alle am Betrieb Beteiligten in die Lage versetzt wären, auf gleiche, gerechte und transparente Weise ihre Ansprüche aneinander aushandeln zu können.

Denjenigen, die auf welche Weise auch immer von Entscheidungen anderer betroffen sind, sollte eine angemessene und faire Teilhabe am Entscheidungsprozeß ermöglicht werden.

Wenn immer möglich, sollten Entscheidungen von unten nach oben, statt von oben nach unten, gefällt werden.

Austausch

So, wie ich meine Kunst als Forschung begreife, macht für mich die Idee eines Einzelkünstlers keinen Sinn. Ich bin zwingend auf den Austausch mit anderen Menschen angewiesen.

Daher stelle ich mir schließlich eine Kunst als Ideal vor, die statt abgeschlossener Objekte eine offene Kommunikation produziert.

Eine Kunst, die auf Werkzeuge statt auf Werke setzt, auf Handlungsfelder statt auf Produkte, auf Dialog und Austausch statt auf (individuellen) Ausdruck.

Als Kunst eine soziale Plastik, die die Grenzen zwischen Laien und Experten, zwischen Produzenten und Konsumenten ästhetischer Güter verschwimmen liesse.

Politisch kann Kunst nur dann sein, wenn sie sich kritisch mit den Bedingungen ihrer eigenen Existenz auseinandersetzt.

So fänd ichs schön!

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